Rede des Vorsitzenden Xaver Fichtl zur Feier des
100jährigen Jubiläums
des Schachclubs Lindau bei der Jahreshauptversammlung am 16.07.2021.
Liebe Schachfreunde,
ich freue mich, euch alle hier und heute zu einer wenigstens kleinen Feier des 100jährigen Jubiläums im Lindauer Schachclubs begrüßen zu dürfen. Besonders begrüßen darf ich die schon in der Einladung genannten Gäste, den Vorsitzenden unseres Schachbezirks Oberschwaben, Herrn Thomas Hartmann, und Herrn Uli Dirr, der die Festschrift gestaltet, layoutet, gemanagt und mit eigenen spannenden Beiträgen ergänzt hat.
Der Schachclub Lindau kann seinen 100. Geburtstag feiern. Er wurde im Januar 1921 gegründet. Ein Jahrhundert bewegtes Schachleben mit Auf und Ab, guten und schlechten Zeiten, großen Erfolgen, enttäuschten Erwartungen und spannenden Turnieren liegt hinter uns. 100 Jahre umfassen etwa vier Generationen. Von den ersten Jahrzehnten wissen wir wenig, aber die Gründungsdaten von 1921 sind überliefert. Seit etwa 1950 ist die Schach(club)geschichte recht gut bekannt auf Grund des Berichts von Emil Rock, den er für die Festschrift zu unserem 75. Jubiläum 1996 erstellt hat. Übrigens: von der Festschrift zum 75. Jubiläum des Schachclubs gibt es noch etliche Exemplare, wer sie nicht hat, kann sie ebenfalls mitnehmen.
Wie packt man 100 Jahre in 10 Minuten Rede?
Ich habe 6 Bereiche ausgesucht, die ich ansprechen will:
- besondere Turniere, die in Lindau durchgeführt wurden
- Erfolge, die von Lindauer Schachfreunden erzielt wurden
- Jugend, Jugendarbeit und Jugenderfolge
- unsere Schachlokalitäten
- die Planungen und die Festschrift zum 100jährigen Jubiläum
- und 6. der Dank an alle Beteiligten
Dies alles lässt sich in der Festschrift ausführlich nachlesen.
1. Besondere Turniere in Lindau:
Es gab in Lindau schon in den 50er Jahren Damenmeisterschaften, 1957 eine
Deutsche Damenmeisterschaft und 1959 ein internationales Damen-Schachturnier. Ob
und wie der Schachclub Lindau da mitorganisiert hat, weiß ich nicht. Aber
irgendwo habe ich eine Notiz gelesen, dass der Vorsitzende des Schachbezirks
Oberschwaben sich beschwert hat, weil er nicht informiert wurde, dass in seinem
Bezirk diese Meisterschaften stattfinden.
In jüngerer Zeit später organisierte der Schachclub viele Turniere in Lindau:
1996 zum 75. Jubiläum die Oberschwäbischen Einzelmeisterschaften, dann dreimal
die Bodensee-Mannschafts-Turniere des Internationalen Schachrings Bodensee.
Viermal von 1998 bis 2014 konnten wir den Bodenseecup der Schachverbände Bayern,
Baden, Schweiz und Württemberg ausrichten. Da trafen sich FIDE-Meister,
Internationale Meister und sogar Großmeister in Lindau. 2009 kamen die
Württembergischen Einzelmeisterschaften nach Lindau. Diese Turniere fanden in
der Inselhalle oder im Sparkassensaal statt.
Außerdem holten wir zweimal die Schwäbischen Schulschachmeisterschaften ans
Bodensee-Gymnasium, 1996 und 2016, mit etwa 180 Teilnehmern jeweils die größten
Schachturniere in der Region.
2. Lindauer Erfolge
1970 und 1971 gewann der Schachclub Lindau zweimal hintereinander das
Bodensee-Mannschaftsturnier. Ein Jahr später landeten wir auf dem letzten Platz.
Bemerkenswert war der Aufstieg der 1. Mannschaft Anfang der 90er Jahre.
1989/80 als einzige Mannschaft des SCL in der A-Klasse aufgestellt stieg sie
1990 in die Kreisklasse, 1991 in die Bezirksliga und im übernächsten Jahr 1993
in die Landesliga auf, wo wir uns mit kurzen Unterbrechungen bis heute halten
konnten.
Bei den Einzelmeisterschaften wurde Uli Dirr 1990, 1998 und 1999 Bezirksmeister,
und im Jubiläumsjahr 1996 wurde Reinhold Thiele 3. bei den OSEM. 2014 gewann
überraschend ich das B-Turnier.
Ebenfalls 2014 gewann das Team des Bodensee-Gymnasiums in der jüngsten
Altersgruppe die Bayerischen Schulschach-Mannschaftsmeisterschaft und konnte
sich dann bei den Deutschen Meisterschaften im Mittelfeld halten, jeweils
betreut von Mike Montgomery.
3. Jugend, Jugendarbeit und Jugenderfolge
Jugendtraining und Lindauer Jugendmeisterschaften gab es schon sporadisch in den
70er Jahren von Emil Rock und Willy Meister. In den Erfolgsberichten von damals
sind u.a. die Namen Karl Steudel, Xaver Fichtl und Uli Dirr zu finden. Es hat
sich also gelohnt.
Seit 1989 gibt es am Bodensee-Gymnasium durchgehend einen Schachkurs, bis 2004
gehalten von mir, seit 2004 von Mike Montgomery. Mike und Günter Scherbaum
stiegen damals in die Jugendarbeit ein, wurden und sind C-Trainer des
Schachverbandes und Jugendleiter des Schachclubs.
Die Jugendarbeit zahlte sich aus: der
Schachclub stellte viele erfolgreiche Jugendspieler in den Kreis- und
Bezirksjugendmeisterschaften sowie bei den Jugendmannschaftsmeisterschaften.
2005 stieg unsere Jugendmannschaft in die Württembergische Verbandsjugendliga
auf und wurde dort Vizemeister. Ein Jahr darauf wurde sie letzter und stieg
wieder ab. Der Erfolg des BoGy-Teams mit der Teilnahme an den Deutschen
Schulschach-Meisterschaften wurde schon erwähnt.
In den 90er Jahren und bis 2004 veranstalteten wir regelmäßig Jugendopen in
Lindau. Ein paar Jahre später startete 2011 Martin Zebandt die erfolgreiche
Jugendturnierserie in Zusammenarbeit mit mehreren Vereinen. Lindau ist dabei und
führt eines dieser sechs Turnier jährlich am Bodensee-Gymnasium durch.
3. Unsere Schachlokalitäten
Das Suchen und Behalten eines Spiellokals ist ein bekanntes Problem für
Schachvereine, auch in Lindau. Seit den 1950er Jahren wechselt der Schachclub
immer wieder das Lokal. Anfangs auf dem Wall, 1958 Aeschacher Hof, 1959 Auf dem
Wall, 1968 Marmorsaal im Bahnhofsrestaurant, 1971 Collossseum, 1973 Stift, 1975
Schlechterbräu, 1983 Lieber Augustin (im Hotel Seegarten), 1988 Stift. Im
Gasthof Stift bleiben wir über 20 Jahre. Seit 2001 findet der Clubabend am
Freitag im Gasthof Langenweg ("Der Grieche") statt.
Die Jugendturniere am Samstag und die
Verbandsspiele am Sonntag verbleiben bis 2005 im Stift, wechseln dann für ein
Jahr ins Schlechterbräu ("Shano") und für zwei Jahre ins Haus der Dialoge im
Bahnhofsgebäude, bis sie seit 2008 im Bodensee-Gymnasium durchgeführt werden
können.
Damit haben wir zur Zeit zwei Spielstätten, den Gasthof Langenweg und das BoGy.
Nicht zu vergessen die Inselhalle und der Sparkassensaal für große und besondere
Turniere. Den Besitzern, Betreibern oder Zuständigen dieser Lokalitäten sei an
dieser Stelle herzlich dafür gedankt.
5. die Planungen und die Festschrift zum
100jährigen Jubiläum
Schon lange plante ich zum 100. Jubiläum die Oberschwäbischen
Einzelmeisterschaften (OSEM) 2021 nach Lindau zu holen wie schon die 1996 zum
75. Jubiläum. Der Schachbezirk vergab die Ausrichtung nach Lindau, das
Turnier-Highlight sollte im Zentrum unserer Festschrift und des Jubiläums
stehen. Aber die Corona-Pandemie hat die Karten seit März letzten Jahres neu
gemischt.
Die als Jubiläumshöhepunkt in den Pfingstferien geplanten diesjährigen Oberschwäbischen Einzelmeisterschaften mussten abgesagt werden, vielleicht sind sie Ende August im Bodensee-Gymnasium durchführbar. Jedoch ein kleines Event steht seit Kurzem fest: am 7. August findet nebenan in der Kolpingakademie die Seniorenmeisterschaft statt. Die Einladung geht in den nächsten Tagen hinaus.
Die Jubiläumsfestschrift hat termingerecht geklappt. Seit Herbst letzten Jahres arbeitete ich an der Festschrift in Zusammenarbeit mit Uli Dirr, der Gestaltung, Layout und die Druckvorbereitung erledigte, selbst Beiträge beisteuerte und die Terminplanung und das rechtzeitige Einfordern von Texten und Bildern erledigte, mich in Trab hielt und zugleich manche super Ideen von mir auf ein machbares Format zurechtstutzen musste. Vielen Dank, Uli, für dein Engagement. Ich bin gespannt, wie sich das aus deiner Sicht entwickelt hat.
Neben Uli hat auch Mike einige Texte geschrieben. Weiter habe ich auch Kontakt zu etlichen Vereinen und zum Bezirksvorstand aufgenommen, um geschichtliche Daten und Ergebnistabellen zu vervollständigen. So sind in der Festschrift die Sieger der OSEM der letzten 35 Jahre gelistet. Auch einige weitere Turniere aus der Region sowie die Vorstände des Schachbezirks und des Schachverbands fanden Einlass in die Festschrift, weil der Schachclub ja nicht nur vom internen Vereinsturnier lebt, sondern von den Verbandsspielen, den Bezirksmeisterschaften und den vielfältigen Kontakten zu anderen Vereinen und Schachfreunden.
So danke ich dem Schachbezirk und
Schachverband für ihre Grußworte in der Festschrift und ihre Zuschüsse zum
Jubiläum. Auch der WLSB hat uns gratuliert und uns diese Ehrenurkunde zukommen
lassen zusammen mit einer so genannten Ehrengabe von 250 Euro.
6. Dank an alle Beteiligten
Ein 100jähriges Jubiläum ist nur möglich, wenn es durchgehend engagierte
Mitglieder gibt, die den Laden am Laufen halten. Deshalb muss und darf ich an
dieser Stelle allen Mitgliedern, allen Schachfreunden, den in den Mannschaften
aktiven Spielern und besonders den in der Vorstandsarbeit Tätigen herzlich für
ihren Einsatz danken und zum Jubiläum gratulieren.
Namentlich seien die Vorstandsmitglieder genannt, die alle seit etwa 30 Jahren
konstant und zuverlässig aktiv sind: Günter Scherbaum, Schriftführer und
Pressewart, Jugendtrainer und Mannschaftsführer der Ersten, Mike Montgomery,
Spielleiter, Jugendtrainer, Schachkursleiter am Bodensee-Gymnasium sowie
Mannschaftsführer der zweiten Mannschaft. Alwin Zimmermann, seit 1994 Kassier
und Mitarbeiter in der Mitgliederverwaltung, Dr. Karl Steudel, unser
Spitzenspieler, aber auch viele Jahren stellvertretender Vorsitzender und
Mannschaftsführer der Ersten und wie die vorher genannten jedes Jahr beim
Vereinsturnier dabei und regelmäßiger Besucher des Vereinsabends, wo er sein
Schachwissen gerne weitergibt.
Natürlich gibt es viele weitere engagierte Mitglieder, z.B. der stellvertetende Vorsitzende in den letzten Jahre, Berthold Finkous, und die Mannschaftsführer 3. und 4. Mannschaft, Steffen Baron und Günter Miller-Wind. Besonders danken möchte ich auch den vielen Eltern, die ihre schachinteressierten Kinder zum Schachtraining und zu Schachturnieren gefahren oder den Schachclub bei Veranstaltungen unterstützt haben. Und herzlichen Dank auch an alle weiteren ungenannt gebliebenen engagierten Schachfreunde.
Und so hoffen wir, das unser Schachclub die
Coronakrise einigermaßen übersteht. Wir hier wissen, dass Schach eine schöne und
anspruchsvolle Sportart ist, an der Jung und Alt, Männer und Frauen, Eltern,
Kinder und Geschwister zusammen spielen können. Möge dies vielen zusagen und der
Schachclub mit Erfolg die nächsten 100 Jahre angehen.
Zum Schluß geht mein Dank an die beiden Referenten, Thomas Hartmann und Uli Dirr,
die heute zu dieser Jubiläumsfeier nach Lindau gekommen sind.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Xaver Fichtl, 16.07.2021